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Pumpenausbildung und Einsatzübung in Kläranlage

Zu den Aufgaben der Fachgruppe Wasserschaden / Pumpen (FGr. WP) gehört unter anderem auch die Arbeit an Abwasseraufbereitungsanlagen und dem Kanalnetz. Bei Schäden an Abwasseranlagen kann sie den Betreiber durch fachlich qualifizierte Arbeiten unterstützen. Der Kraftfahrer der FGr. W/P stellte für die Planung einer Ausbildung an Abwasseranlagen kürzlich den Kontakt zur Kläranlage des Abwasserzweckverbands Erdinger Moos in Eitting her.

An einem Samstagmorgen brachen neun Einsatzkräfte der FGr. WP, verstärkt durch je eine Einsatzkraft der Bergungsgruppe sowie der Fachgruppen Brückenbau (FGr. BrB) und Notversorgung und Notinstandsetzung (FGr. N), zur gemeinsamen Ausbildung und Übung beim Abwasserzweckverband Erdinger Moos in Eitting auf. Dieser gehört zu den größeren Abwasserentsorgern in Bayern und betreibt ein über 400 Kilometern großes Kanalnetz, sowie bei Eitting, im Landkreis Erding, eine große Kläranlage, in der die Abwässer der 15 Mitgliedskommunen wie auch das komplette Abwasser des Flughafens München, inklusive des im Winter anfallenden Abwassers aus der Flugzeugenteisung, aufbereitet werden.

Die fachtechnische THW-Ausstattung wurden auf den beiden LKW der FGr. WP und dem MAN mit Ladekran der FGr. N mitgeführt. Ergänzt wurde die Ausstattung durch zwei Stromerzeuger mit 50kVA und 24kVA Leistung.
Vor der praktischen Übung stand eine intensive theoretische Einweisung: Betriebsleiter Wolfgang Pfanzelt und Abwassermeister Christian Dether schilderten ausführlich den Aufbau des Kanalnetzes, erläuterten, welche Sonderbauwerke und Einrichtungen im Verbandsgebiet verteilt sind und welche Funktion diese übernehmen. Außerdem veranschaulichten sie, wie die Abwasserreinigung in der Kläranlage abläuft, wenn das Abwasser nach der Reise durch das Kanalnetz dort ankommt.

Einen großen Anteil an der theoretischen Ausbildung nahm zudem die Unterweisung der Einsatzkräfte über die Gefahren bei der Arbeit an oder in Abwasseranlagen, Hinweise, wie mit diesen Gefahren umzugehen ist und wie die Einsatzkräfte im Hochwassereinsatz bestmöglich auf die Komponenten der Abwasseranlagen Rücksicht nehmen können. Eine Führung über das Gelände der Kläranlage rundete den ersten Teil der Ausbildung ab, bei der vor allem die mechanischen und biologischen Reinigungsstufen aus nächster Nähe in Augenschein genommen werden konnten.

Neben der ohnehin interessanten und beeindruckenden Technik, sowie der zugehörigen komplexen Steuerung die in all den verschiedenen Bauwerken und Becken der einzelnen Reinigungsstufen steckt, stellten die zur Stromerzeugung mit Klärgas betriebenen V12 Motoren mit je 36 Litern Hubraum, sowie die AZV eigene DIA Großpumpe mit einer Förderleistung von 12.500 Liter pro Minute besondere Highlights der Führung dar, die den Einsatzkräften unweigerlich ein Lächeln ins Gesicht zauberten.

Nach einer gemeinsamen Brotzeit stand dann der praktische Teil des Übungssamstages an: Das Einsatzszenario, das von David Scherer, Fachhelfer der FGr. W/P und Mitarbeiter des Abwasserzweckverbandes zusammen mit dem Abwassermeister ausgearbeitet worden war, sah den simulierten Brand eines Abwasserpumpwerks in der Nähe der Kläranlage vor. Dadurch war das Pumpwerk stark verraucht, nicht mehr betretbar und nicht mehr betriebsfähig. Dadurch staute sich Abwasser im Kanal auf und drohte in die Hausanschlüsse der angrenzenden Ortschaft zurückzudrücken. Um der Übung die nötige Realitätsnähe zu geben, waren durch den Abwassermeister die Pumpen des Pumpwerks bereits am Tag zuvor abgeschaltet und das Abwasser im Kanals vor dem Pumpwerk kontrolliert aufgestaut worden.

Ein THW-Trupp begab sich unter Atemschutz in den dunklen und verrauchten Keller des Pumpwerks um dort mittels Gasmessgerät eine eventuell explosionsgefährliche Atmosphäre zu erkunden und das Bauwerk auf einen möglichen Wassereinbruch hin zu untersuchen.

Während die Erkundung des Pumpwerks durch die Atemschutzgeräteträger noch lief, baute der zweite Trupp bei einem Schacht etwa 50 Meter oberhalb des Pumpwerks einen Leiterbock auf, um daran eine der OV-eigenen Flygt Schmutzwasserpumpen mit einer Förderleistung von 2.500 Liter pro Minute bis zum Wasserspiegel in etwa 5 Meter Tiefe herablassen zu können. Daneben wurden mehrere Schläuche verlegt und angeschlossen, um möglichst schnell mit dem Abpumpen des aufgestauten Abwassers beginnen zu können und den Kanal zu entlasten.

In Absprache mit dem Abwassermeister wurde zuerst im freien Auslauf in das Regenüberlaufbecken des Pumpwerks gepumpt, um eine sofortige Entlastung des Kanals sicherzustellen, bis die Atemschutzgeräteträger die beiden mit einer Kette versperrten Schieber im Kellerraum des Pumpwerks gefunden, freigelegt und umgestellt hatten.

Anschließend sollte über den externen Einspeiseanschluss an der Außenseite des Pumpwerks direkt in die vorhandene Druckleitung gepumpt werden, in welche die beiden Pumpen des Bauwerks ansonsten pumpen würden.
Nachdem die Druckleitung betriebsbereit war, wurde der freie Auslauf der Schlauchstrecke verschlossen und die Pumpe konnte mit voller Leistung in die Druckleitung pumpen.

Die am Prozessleitsystem durchgeführte Durchflussmengenmessung zeigte hierbei den erfreulichen Wert von 18 Litern pro Sekunde an, was im Notfall reichen würde um das ausgefallene Pumpwerk vollständig zu ersetzen. Das routinierte Vorgehen der Einsatzkräfte in diesem Einsatzszenario, die schnelle Erkundung des Pumpwerks durch die Atemschutzgeräteträger, das zügige Ablassen der Pumpe in den Schacht, der Aufbau der Schlauchstrecke und die zuletzt an den Tag gelegte Pumpleistung von 18 Litern Rohabwasser je Sekunde, sorgte für Anerkennung bei den anwesenden Verantwortlichen des Abwasserzweckverbandes.

Mit der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft endete ein anspruchsvoller und spannender Übungstag mit vielen neuen und interessanten Eindrücken für die Freisinger THW-Einsatzkräfte. Ein besonderer Dank geht an die beiden Verantwortlichen Mitarbeiter des Abwasserzweckverbands für die interessante theoretische Einführung, die Übungsbegleitung während des gesamten Ausbildungssamstags und an David Scherer, der den Kontakt zu seinem Arbeitgeber hergestellt und maßgeblich an der Ausarbeitung der Übung beteiligt war.