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Katastrophenschutzübung “Bahnunfall” des Landkreises Freising

Geplant war ein normaler Arbeitsdienst, aber gegen 13:30 endeten für die Helferinnen und Helfer des THW Freising die für diesen Samstag vorgesehenen Aktivitäten abrupt. Die Alarmierung "Bahnunfall, S-Bahn gegen Bauzug, zahlreiche Verletzte" ließ die Freisinger THW-ler schlagartig in den Einsatzmodus umschalten - auch, wenn es sich glücklicherweise nur um eine Katastrophenschutz-Einsatzübung handelte.

Den zahlreichen alarmierten Einsatzkräften von Feuerwehr, Rettungsdienst und THW bot sich an der Einsatzstelle - ein neuer, noch nicht in Betrieb befindlicher Gleisabschnitt - ein komplexes Szenario mit hohen technischen und organisatorischen Herausforderungen: Wegen einer Weichenfehlstellung war ein S-Bahn-Zug auf einen in diesem Abschnitt eingesetzten Bauzug - dargestellt durch eine Diesel-Lok - aufgefahren. Dabei gab es mehrere Verletzte innerhalb und außerhalb der Züge. Eine weitere, voll besetzte S-Bahn konnte durch einen Nothalt zwar gerade noch rechtzeitig bremsen, stand jetzt aber mit zahlreichen Fahrgästen auf dem an dieser Stelle rund 20 Meter hohen Bahndamm bzw. auf der Brücke über die Autobahn A92. Durch den Unfall war darüber hinaus die Oberleitung abgerissen, so dass im Umfeld des Unfalls die Gefahr eines Stromschlags bestand.

Der Zugtrupp des Technischen Zuges des THW Freising gliederte sich direkt in die "Wagenburg" der Einsatzleitung ein, um in der gemeinsamen Führungsstelle die Koordination der THW-Kräfte und die Abstimmung mit den anderen Hilfsorganisationen zu übernehmen.

Mit dabei war auch der Drohnentrupp des THW Freising, der umgehend mit der Luftaufklärung begann, um einen detaillierten Überblick über die komplexe und weiträumige Einsatzstelle zu gewinnen. Da weitere Drohnen anderer Organisationen und der Presse ebenfalls eingesetzt werden sollten, übernahm der Freisinger Drohnentrupp über die eigenen Aktivitäten hinaus die Koordination des Flugbetriebs sowie die Abstimmung mit dem Tower des Münchner Flughafens, in dessen unmittelbarer Einflugschneise sich die Übungsstelle befand.

Der Einsatzauftrag, den die Freisinger THW-Kräfte durch die Einsatzleitung zugewiesen bekamen, hatte es wirklich in sich: Die Rettung einer schwer verletzten Person, die von einem Gleisstück durchbohrt und unter dem Drehgestell der Diesel-Lokomotive eingeklemmt worden war.

In Abstimmung mit dem Notfallmanager der Deutschen Bahn wurde zunächst die rund 88 Tonnen schwere Lokomotive gesichert und durch diesen dann für die weiteren Arbeiten freigegeben. Zur Entlastung des unter Spannung stehenden Gleisstücks wurde die Lokomotive dann einseitig angehoben, mit Rüstholz unterbaut und das Gleis dann mit dem Brennschneidgerät durchtrennt. Nun konnte die Person gemeinsam mit dem Notarzt befreit und anschließend mit Hilfe der Drehleiter vom Bahndamm abtransportiert und dem Rettungsdienst übergeben werden.

Während die Rettung der Verletzten und der anderen Fahrgäste im vollen Gang war, übernahm es der Freisinger Drohnentrupp, die abgewandte Böschung des Bahndammes video- und fotogestützt auf eventuelle weitere verletzte Personen abzusuchen. Aber auch die Auswertung der hochauflösenden Fotos in der THW-Führungsstelle ergab keine weiteren, bisher nicht berücksichtigten Betroffenen in diesem Bereich.

Neben den fachlichen Herausforderungen, die alle beteiligten Einsatzkräfte nach Einschätzung der Übungsbeobachter sehr gut und professionell bewältigten, waren an dieser Einsatzstelle auch die besonderen körperlichen Anforderungen nicht zu unterschätzen: Der wiederholte Aufstieg auf den hohen Bahndamm und das Bewegen auf dem Gleisschotter, zum Teil beladen mit schwerer Ausrüstung oder beim Transport Verletzter, brachten erhebliche Zusatzbelastungen für die eingesetzten Kräfte mit sich. Für das THW Freising wurde dadurch sogar die Anforderung von weiterem Personal zur Ablösung und dem anschließenden Rückbau der großen Menge an Material und Ausstattung erforderlich.

Insgesamt war das THW Freising mit rund 30 Helferinnen und Helfern an dieser Übung beteiligt.

Gegen 16:30 Uhr konnten dann die letzten Kräfte nach Abschluss einer sehr herausfordernden Übung von der Einsatzstelle abrücken. In der Nachbesprechung wurde deutlich, dass alle Beteiligten die gestellten Aufgaben mit hoher Professionalität und Effektivität bewältigt hatten. Die festgestellten Optimierungspotenziale werden im Nachgang nun in den einzelnen Organisationen und in ihrer Zusammenarbeit besprochen und geeignete Maßnahmen umgesetzt. Den positiven Gesamteindruck des Übungsablaufs schmälert diese jedoch in keiner Weise.

Ein herzliches Dankeschön an alle, die mit uns an dieser Übung mitgewirkt haben, für die sehr gute und kollegiale Zusammenarbeit. So, wie das hier gelaufen ist, sind die Hilfsorganisationen im Landkreis Freising hervorragend aufgestellt und in der Lage, auch große Einsatzlagen professionell und effektiv zu bewältigen.

Vielen Dank auch an das Landratsamt Freising für das bereit stellen der Bilder.