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Großübung fordert 50 ehrenamtliche Einsatzkräfte des THW Freising

Zwei Jahre lang mussten die ehrenamtlichen Einsatzkräfte des THW große Einschränkungen im Übungsbetrieb hinnehmen und konnten nur gruppenweise die Ausbildung durchführen. Umso stärker nun die Teilnahme an der ersten großen Post-Corona-Übung des ganzen Ortsverbands, für das sich die Organisatoren ein herausforderndes und spannendes Szenario hatte einfallen lassen.

In einem angenommenen Großschadensereignis wurde dem THW Freising ein Industriegelände zugewiesen, dass von den alarmierten Kräften des THW Freising abgearbeitet werden musste. Der zuerst eintreffende Zugtrupp des 1. Technischen Zugs unter der Leitung von Zugführer Marco Eisenmann sowie der Trupp Unbemannte Luftfahrzeuge (Tr UL) verschafften sich zunächst mit den Drohnen einen Lageüberblick über die großflächige Schadenstelle. Da das angenommene Schadensgebiet im Kontrollbereich des Flughafen München lag, nahm der Drohnentrupp vor dem Start Kontakt mit der Flugsicherung auf und stand während der gesamten Aufklärungsflüge in ständigem Austausch mit dem Tower, der über die aktuellen Flugbewegungen informierte und die maximalen Flughöhen definierte. Dieser standardmäßige Austausch zwischen THW Drohnentrupp und Flugsicherung gehört im Umfeld von Flughäfen und insbesondere im Bereich des Großflughafens München zum Standardprozedere des Trupps UL.

Durch die Drohnen des Trupp UL wurden erste hilflose Personen auf einem Gerüstturm entdeckt. Diese zu retten wurde die Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung (FGr. N) beauftragt. Die Einsatzkräfte verschafften sich mittels Höhensicherungsausstattung Zugang zu den verletzten Personen. Bei der Erstversorgung durch THW-Sanitätshelfer wurde festgestellt, dass die Verletzungen so schwerwiegend waren, dass eine schonende Rettung mit der Schleifkorbtrage notwendig wurde. Die Schleifkorbtrage wurde mit dem Mobilkran der Fachgruppe Brückenbau (FGr. BrB) aufgenommen und sicher und sanft auf dem Boden abgesetzt.

Während die Rettungsmaßnahmen am Gerüstturm noch liefen, klärte die Drohne eine weitere verunfallte Person auf. Diese steckte bis zum Kopf in einem Sandtrichter. Die Bergungsgruppe wurde daher durch den Zugtrupp umgehend mit der Rettung der Person beauftragt. Die 9 Einsatzkräfte mussten ihr gesamtes Know-How im Bereich Tiefbauunfall einsetzen und die Person zu retten. Hierzu wurde mit Rüstholz ein Verbau errichtet, der die Person vor nachlaufendem Stand schützte, während sie durch die Einsatzkräfte vorsichtig ausgegraben und befreit werden konnte.

Für die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen galt es eine Wasserversorgung über lange Wegstrecken mit einem 15.000 Litern Pufferbehälter aufzubauen. Solche Wasserförderstrecken über lange Wegstrecken werden z. B. für die Löschwasserversorgung der Feuerwehren oder das Umpumpen von Gewässern benötigt. Die für diese Wasserförderung eingesetzte Pumpkapazität von 5.000 l/Min. musste auf Grund des verschlickten Untergrunds im See, aus dem das Wasser entnommen wurde, mit dem Mehrzweckboot und der Hilfe der Fachgruppe Brückenbau unterstützt werden. Die Pumpen wurden vom Boot aus ins Wasser gelassen und konnten so weit genug über dem Schlick sauberes Wasser ansaugen. Hierbei bewährte sich die Arbeitsplattform des Arbeitsboots. Um die An- und Abfahrt zur Einsatzstelle zu ermögliche, verlegten die Kräfte der Brückenbaugruppe auch die mobilen Fahrbahnelemente des Ortsverbands. Diese können bis zu 130 to. pro m² tragen und befestigen behelfsmäßig Wege und Flächen.

Mit den Drohnen wurde parallel erfolgreich eine Vermisstensuche abgearbeitet, bei der vor allem um die Koordination und Absprache mit den Suchmannschaften am Boden geübt wurde. Parallel erstellte der Trupp UL mit seinem auf dem MTW des Trupps verbauten Plotter eine DIN A1 große Lagekarte für die Führungsstelle des Zugtrupps.

Für die Versorgung der eingesetzten Kräfte wurde ein Verpflegungs- und Aufenthaltsbereich für 50 Personen eingerichtet. Für das hervorragende Essen sorgte in bewährter Weise die Verpflegungsmannschaft des Ortsverbands, für die hygienischen Bedingungen der OV-eigene Hygienecontainer.

Nach der verdienten Mittagspause, die entgegen der Realität solcher Einsätze hier gemeinsame eingenommen werden konnte, musste eine weitere Person aus dem dritten Stock des Quetschwerkes gerettet werden. Besonders herausfordernd war dabei, dass der Zugang nur über Leitern möglich war. Bei der Erkundung wurde zudem festgestellt, dass die Person beim Sturz in ein Kiessilo durch eine 2 Meter lange Eisenstange schwere Pfählungsverletzungen erlitten hatte. Nach der Erstversorgung durch Sanitätshelfer und der Stabilisierung der Eisenstange musste diese erst mit Gerät entsprechend gekürzt werden um die Transportfähigkeit sicher zu stellen. Die Rettung erfolgte dann per Abseilgerät.

Die Bergungsgruppe hatte derweil mit zwei abgestürzten Personen zu tun, die in einen ca. 10 Meter tiefen Schacht gefallen waren. Da durch den Schacht, der gleichzeitig auch die einzige Zugangsmöglichkeit war, ein weißer Nebel austrat, musste das Vorgehen unter Atemschutz erfolgen. Nach der Erkundung am Boden des Schachtes wurden entsprechende Ventile gefunden, mit denen die Leckage abgedreht werden konnte. Nach dem Durchlüften des Schachtes war die Rettung der Personen über das Rollgliss-Gerät möglich.

Das letzte Szenario forderte die CBRN-Einsatzkräfte des Ortsverbands, die aus allen Fachgruppen gestellt werden. Beim Zugtrupp ging die Meldung zweier Fässer mit Gefahrgutaufklebern ein, die auslaufen würden. Die ersteintreffenden Einsatzkräfte rüsteten sich mit Schutzkleidung und schwerem Atemschutz aus, gingen mit dem Mehrgasmessgerät vor und übergaben die Gefahrgutnummern an den Zugtrupp, der den Stoff identifizieren und die notwendigen Vorgehensweisen und Schutzmaßnahmen an die Einsatzkräfte rückmeldete.

Ein Fass konnte durch zudrehen einer undichten Schraubverbindung von den Einsatzkräften gesichert werden, dass zweite Fass war so beschädigt, dass es in ein Chemikalienüberfass gebracht werden musste. Für die Bergung der beiden Fässer wurde dann der Autokran angefordert. Der Einsatzendete mit der Dekontamination der Einsatzkräfte über den Dekontaminationsplatz.

Sowohl die Übungsleitung als auch die Einsatzkräfte zeigten sich am Abend nach dem Ende der Übung mehr als zufrieden. Die Übung erbrachte für alle Beteiligten wichtige Erkenntnisse und zeigte gleichzeitig den sehr hohen Ausbildungsstand der ehrenamtlichen Freisinger THW-Kräfte. Aber es wurden auch Punkte identifiziert, bei denen die Ausbildung im Ortsverband vertieft und die Einsatztaktik angepasst werden muss. Erkenntnisse, wo Verbesserungen notwendig sind, sind für den Erhalt und Ausbau des Leistungs- und Ausbildungsstands im Ortsverband und damit die Fähigkeit, alle gestellten Aufgaben professionell abarbeiten zu können, noch viel wichtiger.

Das Reinigen der eingesetzten Fahrzeuge und Ausstattung sowie der Atemschutzausstattung verlangte den Einsatzkräften am Abend und am darauffolgenden Sonntag nochmal einiges an Zeit und Aufwand ab. Zeit, die aber für den Erhalt und die Verbesserung des hohen Niveaus der Ausbildung im Ortsverband gut angelegt war.